Mittwoch, 26. Januar 2011

Ich lese derzeit »keine Bücher«


Seit knapp drei Wochen bin ich dabei, einen kleinen, nicht enden wollenden Lesemarathon zu absolvieren. Interessant nur, dass unter dem ganzen Kram eigentlich kein richtiges Buch dabei ist. Dafür aber eine Krawatte.

Ungefähr zwei Mal im Jahr wird es hektisch bei mir. Es beginnt die Zeit, in der ich ein Rezensionspaket bekomme, innerhalb weniger Tagen lesen und anschließend besprechen muss. Mein erstes Paket kam am Samstag (22.), mein zweites mit Nachzüglern heute (26.) und am Sonntag (30.) muss ich die Rezensionen abliefern, die dann anschließend wenige Wochen später in gedruckter Form als Bücher-Medien-Magazin mit einer Startauflage von 600.000 in Deutschland, Österreich und der Schweiz erscheint. Acht Tage, 1568 Seiten.

Ich freue mich jedes Mal auf diese Herausforderung, selbst wenn es unglaublich stressig und anstrengend ist, denn ich habe zumindest zukünftige Bücher in der Hand, Bücher, die erscheinen werden und auf die ich mich als Leser verlassen kann. In meinem Paket waren dieses Mal drei Druckfahnen von den drei ??? (für die ich eine große Schwäche habe!), die die Top Secret Edition mit den Folgen »Brainwash  Gefangene Gedanken«»House of Horror  Haus der Angst« und »High Strung  Unter Hochspannung« enthält (Franckh-Kosmos Verlag). Eine gebundene Druckfahne gab es vom Verlag Baumhaus mit dem Titel »Letterland« von Johanna Trommer und Meryem Natalie Akdenizli. Wunderbar   eine gebundene Druckfahne! Ich mag das Gewusel von Millionen ungehefteter Blätter eigentlich nicht, die vor allem beim Unterwegs-Lesen sehr unpraktisch sind. Als letztes fand ich etwas ungewöhnliches in meinem Rezensionspaket: Eine unkorrigiertes, aber als Taschenbuch gebundenes Rezensionsexemplar eines Titels, der erst im März als Hardcover erscheint. »Oksa Pollock  Die Unverhoffte« heißt das Buch, dem der Verlag Oetinger sehr viel Aufmerksamkeit gönnt. Ich dachte erst, meine Chefin hätte sich einen Scherz erlaubt, als sie am Telefon anmerkte, dass sie die Krawatte mitschicken würde. Pustekuchen  da war wirklich ein blau-rot gestreifter Schlips dabei, wie die Heldin des Romans sie auch trägt. Dazu eine teuer aussehende Pressemappe, einen Notizblock im A4-Format und einen lustigen Aufsteller der Hauptfigur, die am Karton befestigt ist. Im Netz gibt es bereits eine eigene Seite und einen Buchtrailer.



Warum habe ich am Anfang betont, dass ich mich auf diese zukünftige Bücher freue und auch verlassen kann? Weil ich bereits zwei Wochen vorher angefangen habe, mich durch einen Berg von Manuskripten zu lesen, die vielleicht (und in manchen Fällen hoffentlich nie) als Buch erscheinen werden. Der Krimi? Nein. Eine biografische Reportage? Nö. Ein Lyrikband? Hmm, nein. Eine Kurzgeschichten-Sammlung? Eher ungern. Es waren Seiten mit unlogischer Handlung, unsympathischen Hauptfiguren, die nicht nachvollziehbar reagierten, Perspektivfehler kamen auch nicht zu kurz, ebenso wie schlechter Stil, oberflächliche Charaktere ohne jegliche Entwicklung, unmögliche Dialoge, rassistische und frauenfeindliche Anspielungen. Daher bin ich gerade sehr froh, wie sich mein Lesemarathon entwickelt: Von unfertigen Un-Büchern bis hin zu Druckfahnen und Rezensionsexemplaren zukünftiger und echter Bücher. So, nun aber weiterlesen.

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