Donnerstag, 27. Januar 2011

Zehnte Folge: »Die Biene Maja und ihre Abenteuer«

Bestseller gibt es immer wieder und wer sich intensiver mit ihnen beschäftigt, wird schnell etwas über die Bedingungen erfahren wollen, unter welchen Umständen solche Bücher entstehen können. Bei vielen erfolgreichen Bestsellern spielen die Hintergründe eine besondere Rolle, wie und warum sie gerade zu einem bestimmten Zeitpunkt wertvoll, interessant und bewegend für den Käufer gewesen sein könnten.

Für diese Serie, die sich mit der Geschichte des Kinder- und Jugendbuchs beschäftigt, möchte ich auf ein besonderes Beispiel eingehen, das am Anfang des letzten Jahrhunderts zu einem Bestseller wurde und auch heute noch jedem ein Begriff sein dürfte: »Die Biene Maja und ihre Abenteuer« erschien 1912. Bis 1922 verkaufte der Autor Waldemar Bonsels über eine halbe Millionen Exemplare seines Romans und gehörte damit zu den meistgelesenen deutschen Schriftstellern dieser Zeit. Der Erfolg kam vielleicht durch die verschiedenen Interpretationen, an denen sich die Rezipienten nur allzu gerne bedienten und sie ihren Bedürfnissen, Sehnsüchten und Wünschen anpassten. In der bürgerlichen Jugendbewegung sprach der Aspekt der Naturalisierung die Leser an. Nach dem Ersten Weltkrieg war es das Bestreben nach Sicherheit, das durch das geordnete Leben im Bienenstock dargestellt wurde. Freiheit, Abenteuer und Patriotismus sorgten dafür, dass die Biene ein Erfolg blieb. Bis 1939 erreichte das Buch eine Auflage von 5,6 Millionen.

Wer das Original heute liest, wird vielleicht erstaunt sein, denn vor allem meiner Generation ist die Biene Maja nur durch den japanisch-österreichischen Trickfilm bekannt, der den Urstoff stark verharmlost.

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